Im März 2014 hat die Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) auf Antrag von Bayer Leverkusen beschlossen, dass Profiklubs von der Saison 2014/15 an nicht mehr zwingend mit einer U23-Mannschaft am Spielbetrieb teilnehmen müssen. Einige Vereine verzichten seither auf eine Meldung - was nicht ohne Folgen blieb: Spielten in der Saison 2013/14 noch 26 U23-Teams von Profiklubs in der 3. Liga bzw. in einer der fünf Regionalligen, so sind es in der laufenden Spielzeit 2016/17 nur noch 15 Teams.

Mit 19 Jahren ist noch lange nicht Schluss!

Wir bei Borussia Dortmund haben uns klar gegen die Abschaffung der U23 und für eine intensive Weiterentwicklung unserer Juniorenspieler ausgesprochen! Das bedeutet: Wir werden auch künftig in Personal, in Know-How und in die Infrastruktur investieren. Die Ausbildung unserer Talente ist nach der U19 nicht abgeschlossen. Im Gegenteil: Die entscheidenden Schritte im Übergang vom Nachwuchs- in den Seniorenbereich stehen erst noch bevor. Der BVB unterstützt die Spieler auf diesem Weg weiter; er fördert sie und gibt ihnen Zeit, sich zu entwickeln.

Durch den Wegfall der schulischen Belastung entstehen bei den Talenten nach der U19 zeitliche Kapazitäten, die wir gemeinsam für die sportliche Ausbildung nutzen können. Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Fokussierung auf den Fußball bei intensiver fachlicher Begleitung noch einmal enorme Leistungssprünge ermöglicht.

Hoher Stellenwert für den Übergangsbereich

Bei Borussia Dortmund genießt der Übergangsbereich der U23 als letzte Ausbildungsstufe zwischen Nachwuchs und Lizenzspieler-Mannschaft einen sehr hohen Stellenwert. Die jungen Talente lernen hier den Umgang mit dem körperbetonteren Spiel im Seniorenbereich. Die physischen, aber auch die spieltaktischen Anforderungen steigen - und zwar unabhängig davon, ob die U23 in der 3. Liga oder, wie zurzeit, in der Regionalliga West spielt.

  • Vorteil 3. Liga: Die Mannschaften in der eingleisigen dritten Liga arbeiten auf Profi-Niveau. Eine U23 wird in diesem Kreis Woche für Woche maximal gefordert; die Spieler werden näher an das Niveau der 1. und 2. Bundesliga herangeführt. Dazu gehören auch die weiten Auswärtsfahrten. Spielt die U23 in der 3. Liga, bietet sie Spielern aus dem BVB-Profikader eine ideale Plattform, um nach längeren Verletzungspausen Spielpraxis zu sammeln, Rhythmus aufzubauen und sich auf das Comeback in der Bundesliga vorzubereiten.
  • Vorteil Regionalliga: Die oben beschriebenen Vorteile sind zugleich auch die Nachteile der 3. Liga. Im Duell mit ambitionierten Klubs wird eine U23, deren oberstes Ziel darin besteht, Talente weiter auszubilden, zumeist gegen den Abstieg spielen. Das ist in der Regionalliga anders. Dort ist die Zahl der Erfolgserlebnisse höher. Der Spaßfaktor steigt und mit ihm das Selbstvertrauen.

Wer es mit 19 nicht schafft, ist halt nicht gut genug?
- Sorry, aber das sehen wir anders!

Kritiker der U23 sagen: Es gibt keine jungen und alten Spieler - nur gute und weniger gute. Die guten schaffen den Sprung in den Profibereich auch nach der U19 - oder anders herum ausgedrückt: Wer's mit 19 nicht schafft, ist halt nicht gut genug!

Sorry, aber das sehen wir bei Borussia Dortmund anders. Es mag ja sein, dass die Allerbesten tatsächlich mit 19 den direkten Einstieg in die Bundesliga schaffen. Doch nicht jeder ist ein Marco Reus, ein Mario Götze oder ein Julian Weigl. Neben solchen Ausnahmetalenten gibt es eine große Zahl hoch veranlagter Spieler, die für den Übergang etwas mehr Zeit brauchen. Und die es verdient haben, dass wir ihnen diese Zeit geben.

Lars Ricken: Den Druck nicht überhöhen!

  • „Nur wenige junge Spieler schaffen direkt den Sprung von der A-Jugend in den Profi-Fußball“, sagt Lars Ricken, BVB-Nachwuchskoordinator und einer von denen, die - Mitte der 90er Jahre - als 17-Jähriger in der Bundesliga durchstartete. "Natürlich wünschen wir uns für alle unsere Talente eine schnellstmögliche Entwicklung. Wir dürfen ihnen aber nicht den Eindruck vermitteln: 'Wenn du es aus der U19 nicht in den Profi-Kader schaffst, schaffst du's es eh nicht mehr'. Wer das tut, sollte sich vor Augen führen, welch immensen Druck er damit aufbaut.“
  • Lars Ricken weiß: „Bei entsprechender sportlicher Entwicklung können junge Spieler binnen kürzester Zeit den Sprung aus der 3. Liga oder Regionalliga in die Bundesliga schaffen.“ Er führt zwei prominente Beispiele aus der jüngsten BVB-Vergangenheit an: Jones Hofmann und Erik Durm. Beide kommen aus der U23. Durm wurde 2014 in Brasilien sogar Weltmeister.

Michael Zorc: Ideale Plattform für die Entwicklung

  • Gestützt werden Rickens Aussagen durch Sportdirektor Michael Zorc: „Die zweite Mannschaft ist eine sehr gute Plattform für unsere Nachwuchsspieler, um Spielpraxis und Wettkampferfahrung zu sammeln und sich dadurch weiterzuentwickeln“, sagt er. „Wenn es uns gelingt, in der U23 regelmäßig Spieler für unser Bundesliga-Team zu formen oder sie so gut auszubilden, dass sie bei anderen Profi-Klubs eine sportliche Perspektive finden, hat unser Konzept seinen Zweck voll erfüllt.“

Die U23 bleibt ein Sprungbrett!

  • Bleibt die U23 also auch in der Regionalliga ein Sprungbrett für hoffnungsvolle Talente? Ingo Preuß, seit Jahren sportlicher Leiter der U23, ist sich da „ziemlich sicher“ - denn: „Aus der Mannschaft, mit der wir vor fünf Jahren in der Regionalliga spielten, haben sich nicht weniger Talente in Profi-Klubs etabliert als in den drei folgenden Drittliga-Jahren. Unsere Talente können sich in der vierten Liga genauso zeigen wie in der dritten. Letztlich liegt es vor allem an ihnen selbst; an ihrer Bereitschaft und Einstellung.“